Unterwegs im Francois Peron Nationalpark in Westaustralien

Weiter geht’s zum Francois Peron Nationalpark, der nach einem französischen Entdecker und Zoologen benannt wurde. Er war zwischen 1801 und 1803 auf Entdeckungsreise in Westaustralien.

Der Weg im Park ist als „nur mit 4WD“ ausgewiesen. Wir wollen wissen, ob sich unsere Entscheidung für ein Allradfahrzeug gelohnt hat. Unser Ziel liegt an der Nordspitze die Bottle Bay.

Das Gebiet zählt zu den wichtigsten Naturschutzgebieten Westaustraliens.1995 entstand das Projekt „Eden“ mit dem Ziel, einen sicheren Lebensraum für bedrohte einheimische Tierarten zu schaffen. Man installierte einen Zaun so, dass die Halbinsel komplett vom Festland abgeschottet ist. Alle von den Europäern eingeschleppten Tiere, wie Katzen, Ratten und Füchse sollen mittels Fallen und Ködern ausgerottet werden, um so der einheimischen Fauna eine Chance zu geben, sich wieder zu entwickeln. So hat man nun schon wieder Kleinstbeuteltiere wie Bettongs, Woylies und Numbats gesehen.

Die ersten 6 km zum Peron Homestead sind befestigt.

(Eine Homestead ist ein Farmhaus.)

Danach geht es auf einer tiefroten Sandpiste weiter. Zu Beginn der Piste steht ein Schild mit den Regeln für ein Durchkommen:

· 4WD einlegen

· Reifendruck ablassen

· auf dem Track bleiben

· Nicht vergessen, den Reifendruck in Denham wieder herzustellen

Zur Kenntnis genommen; wir fahren weiter. Allerdings nicht weit. 200 m. Wir sitzen fest.

Also, das Auto ausbuddeln - es ist tiefer roter Zuckersand - und etwas Reifendruck ablassen.

Hurra! Wir kommen raus. Vorsichtig fahren wir weiter, mit der Angst im Nacken, dass wir wieder festsitzen werden, da es wirklich sehr tiefe Zuckersandstellen gibt. Umdrehen geht nicht auf diesem schmalen Sandweg und eine Wendestelle ist nicht in Sicht. Die Sträucher der dichten Akazienbüsche schrammen an den Autoseiten, insbesondere auf meiner Seite. Das Auto ist nicht in der Spur zu halten. Es schlingert wie es will. Wir schwimmen im Sand. Die Wegränder sind so hoch, dass man durch die Begrenzung auf dem Weg gehalten wird. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Ich verkrampfe am ganzen Körper. Festhalten? Wo denn!? Ich verstumme und schau’ zur rechten Seite. Das gibt’s doch gar nicht, es macht ihm Spaß! Keine Spur von Angst. Da vorne sieht’s schon wieder sehr nach tiefem Zuckersand aus und schon sitzen wir wieder fest. Diesmal noch tiefer.

Na, das kennen wir ja. Rausbuddeln, den Super4WD-Gang rein und los geht’s. Ja, geht eben doch nicht. Wieder raus aus dem Auto, noch mal buddeln. Da kommt uns ein Auto in dieser verlassenen Einöde entgegen. Hinter sich her zieht es ein paar riesige Reifen – ein probates Mittel, die Piste zu glätten. Es hält an und ein Ranger steigt aus. Freundlich kommt er zu uns und macht den Eindruck, als kennt er diesen Anblick: Touris sitzen fest, wie sich herausstellt, weil sie nicht genug Luft abgelassen haben.

Er holt einen Reifendruckprüfer und gleich noch einen zweiten und sagt, wir sollen die Hälfte ablassen. Zur Sicherheit zeigt er auf den Punkt, wo der Zeiger am Ende stehen soll. Ich schaue ungläubig und bin mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich richtig verstanden habe. Er bestätigt zum wiederholten Mal.

Wir kommen ungeahnt gut aus dem Sand, bedanken uns überschwänglich und fahren die nächsten 40 km ohne Unterbrechung. Sven wird immer mutiger und der Mut führt zu einer Geschwindigkeit, die zusätzlich hilft, alle Sandlöcher ohne Probleme zu durchqueren. Jetzt kann ich auch wieder was sagen. Ich bin froh. Die Landschaft ist genial, dieser tiefrote Sand und die dunkelgrünen Sträucher, dazu der blaue Himmel – genial.

Sven meint, so macht Autofahren richtig Spaß. Na, ja, ich muss es ihm wohl glauben. Meine Muskeln entkrampfen sich auch wieder ein wenig.

Aber Svens Freude steckt auch an und so fühl ich mich sicher, er wird’s schon meistern. Wenn nicht, buddeln wir eben wieder.

Der Weg führt an ausgetrockneten Salzseen vorbei. Nun sieht der Weg genauso aus wie alles andere drumherum. Er wäre nicht zu erkennen, wäre er nicht durch Stöcke markiert, wie im Winterurlaub.

Wir werden wieder durch ein Schild aufmerksam gemacht, dass man auf gar keinen Fall den Weg verlassen darf, da es nicht erkennbare Schlammlöcher gibt. Später erfahren wir, dass diese Landschaft wohl auch gut als Autofriedhof funktioniert. Es dauert nicht lange, dann siehst du das Auto nicht mehr, es ist im Schlamm vollständig versunken.

Endlich kommen wir an der Bottle Bay an. Wir fahren sofort runter an den Strand – ohne Angst, wieder stecken zu bleiben, obwohl der Zuckersand hier am Strand noch tiefer ist. Hier gibt es keine festen Stellen mehr.

Uns bietet sich ein unglaubliches Bild. Hier trifft die tiefrote Sandsteinklippe auf den weißen Strand. Dazu wieder der blaue Himmel und das Meer. Das gibt es nur hier. Allein deswegen hat sich der Weg gelohnt. Die Farben dieser Küste kann man nicht beschreiben.

Hier werden wir übernachten. Weit und breit ist kein Mensch und kein Auto zu sehen.

Aber zunächst ist ein Strandspaziergang dran. Die Atmosphäre muss ich aufsaugen. Es ist zu schade, dass man das nicht jederzeit wieder abrufen kann. Aber die Fotos werden helfen, die Erinnerung wach zu halten.

Am Strand liegen unendlich viele Korallen und Sepiaschalen. Hier kommen nicht viele Leute her, die alles wegsammeln könnten.

Wir laufen eine Stunde und gehen wieder zurück, so dass wir erst in der Dämmerung am Auto sind. Ein Glas Wein und ein Bier, im warmen Sand sitzen und gen Horizont dem Sonnenuntergang zuschauen. Wir kuscheln uns aneinander und freuen uns, dass wir es so gut haben dürfen.

Wir waschen uns mit Süßwasser aus unseren Tanks. Ins Meer trauen wir uns nicht. Es gibt genug giftige Gesellen dort.

Unter freiem Himmel, allein am Strand, ein Handtuch mit kaltem Wasser auf Brust und Rücken gerieben, über uns ein Sternenmeer ….

Wir stellen fest, dass auf der südlichen Erdhalbkugel viel mehr Sterne zu sehen sind als bei uns. Der Sternenhimmel ist jedenfalls so voll mit Sternen, das glaubt kein Mensch, wenn er es nicht gesehen hat. Es sieht so unwirklich aus.

Und diese Einsamkeit…..

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